Die Barytbahn
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Die Barytbahn

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ISBN 978-3-9823330-8-3

Autor Otto Kurbjuweit

Verlag jaffa

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OOK über seine Faszination in Sachen Barytbahn:
Im Alter von zehn bis vierzehn Jahren wohnte ich in Osterode am Harz. Ich war ein neugieriger Bengel setzte mich eines Tages nach der Schule aufs Fahrrad und strampelte die gut zwanzig Kilometer nach Bad Lauterberg.
Die Schranken am Bahnhof waren offen, leider, denn ich hätte zu gern gesehen, was hier für Züge fuhren. Aber kaum hatte ich den Bahnübergang gequert, gingen vor mir vier Schranken eines weiteren Bahnüberganges mit lautem Pling-Pling herunter. Ich bemerkte sofort, dass die beiden Gleise, die hier die Straße kreuzten, schmalspurig waren, offensichtlich die gleiche Spur, die ich aus Osterode von der Kleinbahn nach Kreiensen kannte, mit der meine Freude aus Kalefeld und Förste jeden morgen zur Schule kamen.
Ein heller Pfiff, dann rumpelte eine niedliche kleine Dampflokomotive mit ein paar offenen Güterwagen über die Straße. Die Lok war wirklich sehr klein, kleiner als die in Osterode, aber trotz ihrer Kleinheit hatte sie vier Achsen, deren winzige Räder sich bei der gar nicht so hohen Geschwindigkeit flink drehten.
Fotografiert habe ich das nette Maschinchen nicht. Meinen ersten Fotoapparat bekam ich erst vier Jahre später.
Da fing ich an, die Lokomotiven HELENE und JOHANNE ELISE auf ADOX-KB17 Kleinbildfilm zu bannen. Aber bei keiner von beiden handelte es sich um die kleine vierachsige Lok, die ich bei meiner ersten Stippvisite gesehen hatte. Die war nämlich zwischenzeitlich im Hochofen gelandet und durch die JOHANNE ELISE, die ich jetzt sah, ersetzt worden. Die hatte nur zwei Achsen, war aber viel breiter und höher und hatte sogar mehr PS als der kleine Vierkuppler, wie ich später mal vom Lokpersonal erfuhr.
A propos Lokpersonal. Ich hatte schnell heraus, dass es immer nur die zwei gleichen Männer auf dem Führerstand waren, und dass sie im wöchentlichen Wechsel als Lokführer und Heizer fungierten. Der jüngere stämmige war Karl Banse, der etwas ältere mit der ­Nickelbrille war Heinz Fröhlich. Ob die je ­Urlaub machten oder mal krank waren, weiß ich nicht. Wenn ich bei der Barytbahn auftauchte, waren sie jedenfalls immer da.
Karl Banse war es, der eines Tages zu mir sagte: „Willste mal auf’n Führerstand kommen?“ Ich hatte mir gar nicht erlaubt, mir das zu wünschen, und auf einmal war es möglich. Es war das erste Mal in meinem jungen Leben, dass ich auf dem Führerstand einer Dampflok stand, und es war wunderbar. Zwar war ich ständig im Weg, wenn Heinz Fröhlich die Feuertür aufriss und Kohlen schaufelte, aber der Geruch von Kohle, Öl und Dampf war betörend, ein sinnliches Erlebnis, dem ich – ohne es zu merken – sofort verfallen war.
Es blieb nicht bei dieser einen Führerstandsmitfahrt. Immer, wenn ich Lust darauf verspürte, fuhr ich zu passender Zeit – ich hatte ja die übliche Fahrzeiten schnell heraus – zur Ölmühle, wo der Grubenzug die Lutterstraße mit weniger als Schrittgeschwindigkeit querte, der jeweilige Lokführer öffnete die Führerstandstür, und schon war ich oben.
Eigentlich war die Mitfahrt für betriebsfremde Personen streng verboten, wie überall zu lesen war. Aber es hat nie Konsequenzen gegeben. Vielleicht ahnten alle schon, dass ich wenig später für kurze Zeit in den Dienst der Barytwerke Dr. Rudolph Alberti treten würde, nämlich in den Semesterferien als Hilfsarbeiter im Sägewerk der Firma.
Was ich jedoch noch nicht ahnte war, dass ich mal ein Buch über die Barytbahn schreiben würde. Sonst hätte ich vermutlich zehnmal so viele Fotos gemacht und viel mehr Fragen gestellt. Dann hätte ich wohl auch die Maße der Spatwagen und der Mannschaftswagen genommen und mir später eine Menge Recher­chearbeit dazu erspart.
Über den Bergbau rings um Bad Lauterberg erschienen im Laufe der Zeit diverse sehr informative Bücher, die alle in meinem Bücherschrank zu finden sind, aber über die Grubenbahn gab es nur hin und wieder einen kurzen Aufsatz in der Beilage „Rund um den Hausberg“ des Bad Lauterberger Tageblattes.
Die erste größere Beschreibung der Barytbahn musste ich daher selber verfassen, das ergab ein ca. dreißigseitiges Kapitel in meinem Buch Harzer Schmalspur-Spezialitäten Bd. II, das 2016 bei Verlagsgruppe Bahn erschien (mittlerweile vergriffen). Diese dreißig Seiten bildeten auch die Basis für das Abfassen der vorliegenden Bahnmonographie.
Witzigerweise haben in meinem Leben stets die meterspurigen Kleinbahnen die größere Wichtigkeit behabt, sowohl bei meiner publizistischen Tätigkeit als auch im Modellbahn-Hobbybereich. Und die 75cm-spurige Barytbahn konnte nicht immer vorn in meinem Denken sein, sie war lange Zeit die Glut unter der Asche. Bekanntlich braucht es manchmal nur einen Windstoß, um solche Glut wieder zum Lodern zu bringen. Dieser Windstoß war in diesem Fall die Zusammenarbeit mit Jürgen Hans, die zunächst auf einem ganz anderen Gebiet erfolgte, der Produktion von 1:45-Modellen von Meterspurfahrzeugen.
Als ich ihm erzählte, dass ich ein paar neue Dokumente und Bilder von der Barytbahn erhalten hätte, fragte er spontan, ob ich das Thema nicht neu aufrollen wolle. Er hätte Lust, das Buch zu verlegen. Ich schüttelte zweifelnd den Kopf. Dazu war es nun doch zu wenig, was ich da gefunden hatte.
Und dann kam ein neuer noch heftigerer Windstoß, und zwar von Andreas Röder, der mir als Feldbahnfreund bekannt war. Er fragte mich eher beiläufig auf einer Modellbahnausstellung, ob ich nicht mal wieder was über die Barytbahn machen wolle, er hätte da so einiges an Material. Als ich es endlich hin bekam, Andreas auf dem Weg in den Harz zu besuchen, stellte sich heraus, dass dieses „so einiges“ ein Riesenkonvolut an Fotos und Dokumenten war, das geradezu nach Veröffentlichung schrie. Damit waren die Würfel gefallen. Dieses Buch musste geschrieben werden.

978-3-9823330-8-3
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