Hallo,
danke für den interessanten Link auf das interessante Vorhaben und den Mut, es hier öffentlich kundzutun.
In der Tat ist die Lok viel zu schade, um ihre historische Substanz auf einem Denkmalsockel verrotten zu sehen. Zumindest ein Schutzdach wäre wünschenswert. Als Blickfang auf einem Denkmalsockel könnte als Ersatz auch irgendeine historisch wertlose Dampfspeicherlok stehen oder eine witterungsbeständigere Skulptur. Dies zieht zwar weniger Eisenbahnfans an, allerdings lassen die sowieso kein Geld vor Ort, wenn sie Lok aufsuchen, fotografieren und dann weiterfahren.
Andererseits finde ich den farblichen Erhaltungszustand der Lok insgesamt befriedigend, und erst recht würde die verbliebene historische Substanz zerstört werden, wenn die Lok gar betriebsfähig aufgearbeitet werden würde! Denn wahrscheinlich müsste sie dazu größtenteils erneuert werden, so dass sie anschließend eigentlich nur noch eine Kopie ihrer selbst wäre...
Trotz der Einsicht, erst mal kleine Brötchen zu backen, steht Euer Wunsch, eine neue Meterspur-Museumsbahn ins Leben zu rufen, bei dem Vorhaben offenbar im Vordergrund. Der zur Reaktivierung angedachte, kurvig durch ein Waldgebiet verlaufende Streckenabschnitt (s. alte Karte hier:
http://www.deutschefotothek.de/db/apsisa...iG02b5vfQY_Lsx3) besitzt womöglich einen gewissen landschaftlichen Reiz, liegt jedoch schon zu weit weg vom touristisch entwickelten Rheintal. Obendrein kreuzte die Bahn hier insgesamt dreimal die heutige Bundesstraße 274 niveaugleich - aussichtslos, sowas heutzutage wieder genehmigt zu bekommen. Von den früheren Bahnhöfen in Zollhaus und Allendorf ist auch wenig bis nichts geblieben, die früheren Flächen sind überbaut. Obendrein gibt es außer der Dampflok, die vom Lebenslauf her eigentlich besser in ihre frühere Heimat Selters-Hachenburg gehört, wahrscheinlich sonst keine Fahrzeuge der Nassauischen Kleinbahn mehr, mit denen man Betrieb durchführen könnte.
Touristisch sinnvoller wäre da ein Ausbau der Trasse als Radwander- oder Spazierweg. Ist machbarer und für die Naherholung und den Nahtourismus sinnvoller als ein weiteres ambitioniertes Museumsbahnvorhaben. Andere frühere Streckenteile der NKAG sind m. W. schon entsprechend hergerichtet. Für Museumsbahnwillige gibt es auf der brach liegenden Aartalbahn nebenan oder ein paar Kilometer weiter bei der Brohltalbahn sicherlich genug ähnliche Betätigungsfelder.
Um die Dampflok wieder restauriert oder gar betriebsfähig zu sehen, böte sich eine Abgabe an die Selfkantbahn bei Aachen an: Dort wird die Schmalspurgeschichte diverser rheinnaher Meterspurbahnen ähnlich der NKAG bewahrt, und dort fehlt eigentlich noch eine "Schmalspur-T3". Bereits in den 70er Jahren stand die Lok in Schierwaldenrath und wurde angearbeitet, doch leider hatte der private Eigentümer dann andere Pläne. Aus diesen wurde nichts, und so landete die Lok eher zufällig als Denkmal in Nastätten. Im Selfkant wäre sie heute wahrscheinlich längst wieder betriebsfähig, und noch heute bedauern die Kollegen dort den Weggang der Lok damals.
Alternativ würde die Lok auch gut in den Harz passen, ist sie doch nahzu exakt baugleich mit den Ursprungsloks der Selketalbahn, von denen eine noch als 99 5811 zur Deutschen Reichsbahn gelangte. Als eine Art 99 5811'' hergerichtet könnte die Lok dort einen wichtigen Typen-Stellvertretercharakter entfalten, denn auch im Harz gibt es sonst keine "Schmalspur-T3" aus der Zeit um 1900 mehr.
Ich denke, keine der beiden genannten Institutionen hätte ein Problem damit, die Lok mal zu besonderen Anlässen als Schaustück nach Nastätten (oder Herschbach) zurückzuverleihen. Vernunftslösungen lägen im Falle des Erhalts dieser Lok so nahe wie nur irgend möglich, doch dazu müsste folgendes gravierendes Hindernis überwunden werden: das eigene Kirchturmdenken!
Bleibt zu hoffen, dass sich für die Lok verschiedene Perspektiven abzeichnen und auch andere diese Zeilen lesen.
Schöne Grüße,
Dennis.